Funktionen des Kontinenzsystems

FUNKTIONEN des KONTINENZSYSTEMS

wieviel FASSUNGSVERNÖGEN HAT DEINE BLASE ?



Weißt du eigentlich wie viel Fassungsvermögen DEINE Blase hat?

In der medizinischen Literatur gibt es dazu unterschiedliche Angaben und daher eine breite Spanne in den Angaben zur sog. funktionellen wie zur maximalen Blasenkapazität.

  • Für Frauen wird eine funktionelle Blasenkapazität von 300-500 ml angegeben,
  • für Männer von 450-750 ml.
  • Das maximale Fassungsvermögen der Harnblase kann 900 – 1500 ml betragen.

Was versteht man unter einer maximalen Blasenkapazität?

Das ist die Menge Urin, die die Blase im Höchstfall, s.o., noch sicher speichern kann.

Was versteht man unter einer funktionellen Blasenkapazität ?

Das ist die Menge Urin, die ca. alle 2-3 Stunden - bei normalem Trinkverhalten und ohne übermäßigen Flüssigkeitsverlust durch vermehrtes Schwitzen (z.B. Sport, Temperatur) - bei der Blasenentleerung ausgeschieden wird.

Und wie finde ich MEIN funktionelles Fassungsvermögen heraus?

Fange mehrere Tage in Folge deinen Urin bei der Blasenentleerung in einem Messbecher auf. Du wirst sehen, dass die höchsten Werte an den einzelnen Tagen etwas variieren. Die größte aufgefangene Menge in deiner Versuchsreihe macht das Rennen. Sie ist DEIN derzeitig funktionelles Füllvolumen.

Was, wenn mein funktionelles Füllvolumen

weit unter dem oben angegebenen Wert liegt?


Es gibt zahlreiche Ursachen für ein geringeres Fassungsvermögen der Blase

  • akute Blasenentzündung
  • langjährige ungünstige Angewohnheiten, wie z. B. häufige Toilettenbesuche ohne / mit leichtem Dranggefühl
    .Die Wände deiner Blase passen sich immer mehr den geringen Speichermengen an und verlieren schließlich so die Fähigkeit, sich zu ihrer einstigen Größe zu erweitern
  • Erkrankungen wie z. B. Multiple Sklerose, Morbus Parkinson und Diabetes mellitus

Wie kann ich mein Blasenvolumen wieder vergrößern?

Der erste, nicht allzu starke Harndrang, den deine Blase aussendet, ist ein Hinweis darauf, dass sie ca. zur Hälfte gefüllt ist. Zu diesem Zeitpunkt brauchst du noch nicht zur Toilette zu gehen! Deine Blase wollte dir lediglich einen Zwischenstand melden. Du wirst durch Beobachtung die Erfahrung machen, dass weitere Speicherung bis zum eindeutig starken - dann zu befolgenden – Entleerungssignal möglich ist.


Wenn du zu denjenigen gehörst, die gerne noch schnell aufs Klo gehen bevor sie das Haus verlassen, dann frag dich bitte:

??? MUSS das wirklich sein? Oder ist hier wieder die alte Gewohnheit im Spiel?

??? Folgst du einfach ohne nachzudenken, d.h. ohne echte Aufforderung der Blase, z. B. deiner Freundin auf`s Klo, obwohl doch eigentlich sie - und nicht du - musst?

??? Oder nutzt du schnell die Gelegenheit, wenn du zufällig an einem Klo vorbeikommst?


! ! !   Dann ist es im Sinne deiner gesunden Blasen-Speicherfähigkeit Zeit, deine „Festplatte“ neu zu programmieren:

Sag` dir und deiner elastischen Blase, dass immer noch weiterer Speicherplatz vorhanden ist und du dann zur Toilette gehen wirst, wenn sich der Harndrang mit eindeutigem Aufforderungscharakter meldet. Diese bewusste Beherrschung ist erlernbar.


Lass dich leiten von dem Wissen:
Meine Blase ist ein elastisches Hohlorgan - Sammeln und Speichern sind ihre natürlichen Funkti
onen.

U N D  - diese Leistungen erhöhen die Kontinenzfähigkeit!

was verstheht man unter der TRAMPOLINFUNKTION DES BECKENBODENS ?



Die Aufgaben der Beckenboden-Sphinkter-Muskulatur sind vielfältig.

Neben der Schnürfunktion und der Haltefunktion (Gurtfunktion) gibt es die sog. Trampolinfunktion. Dabei müssen die Beckenbodenstrukturen schnell und reaktiv auf Druckveränderungen im Bauchraum reagieren.

Beispiele dafür sind Husten, Lachen, Niesen, Springen, aber auch z.B. Stolpern.


Diese Aufgabe erfüllen die schnellen/weißen Fasern (Fast Twitch Fibres, kurz: FTF) in der Muskulatur und im besonderen Maße auch die passiven, bindegewebigen Anteile des Beckenbodens.


Passive Strukturen sind z.B. Bänder und Faszien. Sie können Bewegungsenergie speichern und bieten große Reserven für Ausdehnung. Daraus können Feder- und Katapulteffekte entstehen, wodurch sie wie ein Stoßdämpfer wirken und den Druck abschwächen können. 


Und das funktioniert so:

Aufgrund der Dehnung in den Strukturen nehmen sie Spannungsenergie auf. Diese wird reaktionsschnell und unwillkürlich in Bewegungsenergie umgewandelt und in die Gegenrichtung abgegeben - wie bei einem Trampolin oder einem Katapult. Daher sprechen wir von der „Trampolinfunktion“ bzw. „Katapultfunktion“ des Beckenbodens, wenn es um die Fähigkeit, schnell auf spontane Druckeinwirkungen zu reagieren, geht.


Da diese Funktion als Reaktion auf spontanen Druck ausgelöst wird, muss sie auch so trainiert werden. Egal, wie schnell du versuchst anszupannen und locker zu lassen, es wird NIE die schnell reagierenden Fasern erreichen! 

-> Die Trampolinfunktion wird durch rhythmisch federnde, wippende Bewegungen oder auch Aufprallbewegungen trainiert. 

SieHT UNSER BECKENBODEN AUS WIE EINE tORTE ?

Kennst Du den Mythos von den "Schichten" des Beckenbodens?





Sieh dazu unser VIDEO an!

Verliefen die Muskeln und Faszien unseres Beckenbodens tatsächlich in „Schichten“, wie könnte er dann seinen vielfältigen Funktionen gerecht werden?

Das System aus Beckenboden- und Verschlussmuskulatur und seine Funktionen:

AUFGABEN

FUNKTIONEN

Partner des Bauchkapselsystems (Atemzwerchfell, Bauch- und Rückenmuskulatur).

Dynamisches Schwingen

  • bei der Ausatmung: Richtung innen (zur Körpermitte hin)
  • bei der Einatmung: Richtung außen (von der Körpermitte weg)

Sichern der Lage unserer Organe im kleinen Becken.

Den gesamten Beckenboden heben und die Wände der Harnröhre, der Vagina und des Analkanals verengen / stabilisieren.

Ermöglichen der zeitlich und örtlich selbstbestimmte Entleerung von

  • Blase
  • Darm

Öffnen

  • der Harnröhre zur Blasenentleerung
  • des analen Ausgangs zur Darmentleerung

Verschließen von Harnröhre und Darm

(Zu-)Schnüren der Schließmuskeln (Sphinkter) an Harnröhre und am analen Ausgang

Die Kontinenz sichern bei plötzlich auftretenden Druckerhöhungen im Bauchraum, z.B. beim Husten- oder Niesen, beim Lachen, Rennen, Springen ... u.v.m.

Sehr schnelles Reagieren entgegen der Druckeinwirkung in Richtung des Beckenausgangs

  • Heben des Beckenbodens
  • Schnüren (verschließen) von Harnröhre und analem Ausgang

Kooperation bei Geschlechtsverkehr, Schwangerschaft und Geburt.

Je nach geforderter Leistung, schnell oder langsam

  • Heben bzw. Senken des Beckenbodens
  • Schnüren bzw. Öffnen der Verschlussmuskulatur


Um all diese Funktionen zuverlässig leisten zu können, MÜSSEN seine einzelnen Individuen – anders als dies in „Schichten“ jemals möglich wäre - gut MITEINANDER VERNETZT sein!



Viel passender wäre es daher, wenn wir uns den Beckenboden als

schwingendes, flaches, muskuläres Gebilde vorstellen.

Die Prostata

Die Lage zwischen Blasenhals und Beckenboden

PROSTATABASIS

  • zeigt zum Blasenboden
  • hat direkten Kontakt zum Verschluss am Blasenhals


PROSTATASPITZE

  • zeigt zum Beckenboden
  • hat direkten Kontakt zum Beckenboden
  • an dieser Kontaktstelle befindet sich auch der äußeren Harnröhren-Schließmuskel, der willentlich beeinflusst werden kann.


Die Prostata umschließt den oberen Teil der Harnröhre vollständig und gibt ihr Halt.

Die Größe

  • Zum Zeitpunkt der Geburt wiegt sie gerade einmal zwei Gramm



  • Mit Eintritt in die Pubertät beginnt sie, hormonell bedingt, zu wachsen


  • Mit Erreichen des 20. Lebensjahres wiegt sie ca. 20 Gramm und ist in etwa so groß wie eine Kastanie


  • Zwischen dem 35. und 40. Lebensjahr beginnt sie erneut zu wachsen


  • Im mittleren bis höheren Alter wird sie 40 bis max. 150 Gramm schwer sein und kann dabei die Größe einer Orange annehmen

Der Aufbau

Die Prostata besteht

  • aus ca. 30 bis 50 kleinen Drüsen sowie Drüsengängen
  • mit Bindegewebe und Muskulatur


Außen ist sie von einer festen (Bindegewebs-)Kapsel umgeben.


Ein dichtes Geflecht aus Nerven überzieht Blase und Prostatakapsel. Einige dieser Nerven ziehen weiter bis zum Penis.

Die Funktion

Mithilfe der Nervenbahnen werden Meldungen vom und zum Gehirn geleitet, so auch wichtige Informationen die Kontinenz und die Erektilität betreffend.

 

Die Prostatadrüsen bilden -  zum Schutz und zum Transport der Spermien - ein dünnflüssiges und milchiges Sekret.

Mithilfe der Muskulatur wird das Sekret über Drüsenkanäle in die Harnröhre geleitet.

Willst du deinen Beckenboden trainieren oder irritieren?

Kennst Du die Empfehlung zur Harnstrahlunterbrechung während der Blasenentleerung,

auch „Pipistopp“ genannt, zum „Training“ des Beckenbodens?

Lass uns das doch mal genauer betrachten …

Wer steuert Harnspeicherung und Harnentleerung?

Das zentrale Nervensystem regelt die Funktionen weitgehend unwillkürlich.

Wie läuft eine natürliche Blasenentleerung ab?

Zur Blasenentleerung baut die Harnblase Spannung auf, während die Verschlussmuskulatur und der Beckenboden Spannung abbauen. So kann der Harn fließen.

Was passiert bei der willkürlichen Harnstrahlunterbrechung?

Unterbrichst Du Deinen Harnstrahl – im Sinne eines vermeintlichen „Trainings“ – willentlich, so greifst Du in den unwillkürlich gesteuerten und wohlkoordinierten Ablauf ein. 
Auf diese Weise irritierst Du mittel- bis langfristig das natürliche Zusammenspiel von nervaler Steuerung und muskulärer Funktion/Reaktion. Das führt zu einer nachhaltigen Schädigung Deines Kontinenzsystems.

Wie macht das ZNS das?

Mithilfe einer auf allen Ebenen stattfindenden neuronalen Vernetzung:

  • Gehirn, Rückenmark und Erfolgsorgane müssen ungestört und in Kooperation innerviert werden können
  • die Signalkette muss in alle Richtungen durchgängig sein.

Wie macht sich eine Schädigung des Kontinenzsystems bemerkbar?

  • Entgegen Deiner Absicht, Deine Inkontinenz-Symptomatik zu verbessern, wird sich diese verschlechtern. Häufigkeit und Menge der Harnverluste nehmen zu.
  • Es kann aber auch eine Entleerungsstörung entstehen: Hierbei kann es zur Restharnbildung nach der Blasenentleerung – inklusive des Risikos häufiger Blasenentzündungen - kommen, die bis hin zu einem kompletten Harnverhalt führen kann.
  • Du könntest dann Deine Blase nicht mehr spontan entleeren, sondern nur noch mithilfe der (Selbst-)Katheterisierung

Wie aber kannst Du Dein Kontinenzsystem sinnvoll trainieren?

Es gibt viele tolle, sich an den natürlichen körperlichen Abläufen orientierenden und dabei alltagsnahe Übungen aus dem Tanzberger Konzept.

❗️❗️❗️

Die „allererste Übung“ aber sollte das Kopfschütteln sein,

 … und zwar immer dann, wenn Dir der Harnstopp angeboten wird!!!

Die KONTINENZ und das ZNS

Wer führt eigentlich die Regie über unsere Kontinenz?

Für das Funktionieren der komplexen (Re-)Aktionen unserer Kontinenzstrukturen ist das Zentrale Nervensystem (ZNS) zuständig.

Wie macht das ZNS das?

Mithilfe einer auf allen Ebenen stattfindenden neuronalen Vernetzung:

  • Gehirn, Rückenmark und Erfolgsorgane müssen ungestört und in Kooperation innerviert werden können
  • die Signalkette muss in alle Richtungen durchgängig sein.

Sie haben ...

  • eine neurologische Erkrankung,  z.B.: MS, Parkinson, Schlaganfall?
  • eine Stoffwechselerkrankung, z.B.: Diabetes mellititus?
  • einen Bandscheibenvorfall, ohne oder mit Operation?

Sprechen Sie bei eventuellen Kontinenzstörungen unbedingt Ihren Arzt oder Physiotherapeuten an.   
DENN: Hier könnte ein Zusammenhang bestehen!

Entleeren Sie Ihre Blase vorsorglich?

 Zum Beispiel

  • vor Verlassen der Wohnung
  • vor einer weiteren Fahrt 
  • vor Beginn des Kinofilms / des Theaterstücks / des Konzerts 

 

ACHTUNG:

Dieses vermeintlich sinnvolle Handeln setzt einen schädigenden Teufelskreis in Gang!


DENN:

Häufiges Wasserlassen verkürzt die Speicherphasen. Wenig Blaseninhalt stimuliert die Verschlusskräfte wenig. So verkümmern unsere natürlichen Schließmuskel-Trainingsreize.


FOLGE:

Die Schließmuskelkraft und die Kontinenzsicherheit bauen ab. 


DARUM:   USE  IT  OR  LOOSE  IT  !!!


Entleeren Sie Ihre Blase bei jeder sich bietenden Gelegenheit?

Zum Beispiel

  • sobald Sie am Ziel angekommen sind
  • in einer Pause
  • einfach nur, weil Sie wissen, dass es dort eine Toilette gibt?


Unsere Tipps:

  • Ausreichend und gleichmäßig über den Tag verteilt trinken; täglich +/-2 Liter
  • Mindestens 2-3 Stunden Pause bis zur nächsten Entleerung einhalten.


SO nutzten Sie den körpereigenen Trainingsreiz, um die Verschlusskraft und damit die Kontinenzfähigkeit zu erhalten bzw. zu verbessern.


SYSTEMRELEVANTES Beckenboden- und KontinenzTraining

Wussten Sie, dass sich unsere Kontinenzstrukturen von Natur aus selber trainieren?

Wie übrigens alle körperlichen Strukturen trainieren sich auch diese allein, durch natürliche, körpereigene und  äußere Reize.

Wie können sich die Kontinenzsstrukturen der Blase selber trainieren?

Wir sammeln und speichern Harn über mehrere Stunden, bevor die Blase sich meldet und wir sie entleeren. 

DAS ist systemrelevantes Beckenboden- und KontinenzTraining! 

Schritt für Schritt:

Wie soll das den Beckenboden stimulieren? 

Ganz einfach:

Drücken Sie sich bei jedem Schritt bewusst vom Fußballen ab Darüber reagiert die Beckenbodenmuskulatur mit vermehrter Aktivität. Das kannst man beim Spazierengehen, Einkaufengehen, aber auch besonders gut beim Nordic Walking, Treppensteigen oder Bergaufgehen bewusst einsetzen.

Und schon hat man ohne weiteren Zeitaufwand eine Beckenbodenübung in den Alltag integriert.

Genial, oder?

DAS ist systemrelevantes muskuläres Beckenboden- und KontinenzTraining!

Was haben Luftballon-Aufblasen, Singen und Pfeiffen mit dem Lungenzwerchfell und dem Beckenboden zu tun?

  • Lungenzwerchfell = Teil des Atemsystems
  • Beckenboden = Teil des Kontinenzsystems

Das reaktive Zusammenwirken von Atem- und Kontinenzsystem stimuliert täglich unzählige Bewegungen und verbessert so die Durchblutung in beiden Systemen.


Wer beides fördern will, der singe, pfeife, lese laut Zeitung, blase mit Kindern verschiedene Spielzeuge auf…. 

DAS ist systemrelevantes Beckenboden- und KontinenzTraining! 

Share by: